Lea Inhelder

In der fünften Klasse des Gymnasiums in Wetzikon ist es obligatorisch, vor den Herbstferien einen mindestens zweiwöchigen Sprachaufenthalt zu absolvieren. Das Ziel ist, dass wir Schüler arbeiten und während den zwei Wochen bei einer Gastfamilie leben. Für mich war klar, dass ich diese Zeit gerne in einem Spanisch sprechenden Land verbringen möchte. Durch meine Nachbarn erfuhr ich von der Fundación Avanzar und war Feuer und Flamme von der Idee, in einem Spital mit Kindern zu arbeiten. Im Juni 2018 vereinbarten wir ein Treffen mit der Gründerin der Fundación, Margarita Heredia Forster, und im September reiste ich ab. In Cuenca wurde ich von meiner Gastmutter und ihrer Tochter, Melanie, (Leiterin der Ludoteca im Spital) herzlich empfangen. 

Schon am nächsten Morgen holte Melanie mich ab und wir fuhren gemeinsam zum Spital. Ich bekam eine kurze Einführung und schon durfte ich auf die Kinderstation. Unser Tagesablauf sah meist so aus: Morgens gingen wir in die Zimmer und fragten die Kinder, ob sie mit uns im Sala de Juegos spielen wollten. Diejenigen, die aufgrund ihrer Verletzung oder einer Infusion im Bett bleiben mussten, besuchten wir in den Zimmern und beschäftigten sie dort. Mit den kleinen Kindern spielten wir zum Beispiel in einem kleinen Bällebad, den älteren erzählten wir Geschichten, und die grossen Kinder bastelten gerne, machten selbst Armbänder oder malten. Am Abend war unsere Aufgabe, die Spielzeuge zu desinfizieren, den Raum zu putzen oder neue Spielsachen einzukaufen. 

Die Arbeit gefiel mir super! Ich freute mich jeden Morgen auf das Spielen, Basteln und Schwatzen mit den Kindern und den Eltern. Es war sehr eindrücklich, wie sie sich freuten, wenn ich mich mit ihnen beschäftigte und sie für einen Moment ihre Schmerzen und Ängste vergessen konnten. Oft kamen auch die Eltern ins Spielzimmer, um aus dem eintönigen Krankenzimmer rauszukommen, und erzählten von sich. Wenn sie von den Unfällen ihrer Kinder oder von ihren bescheidenen Lebensumständen erzählten, rührte mich das sehr. Doch trotz alledem waren sie so freundlich, herzlich und aufgestellt. 

Zuerst war mir jeweils mulmig, wenn ich Spanisch sprechen sollte. Ich verstand zwar fast alles, brauchte jedoch lange, um zu antworten. Doch die Kinder und auch deren Eltern waren so lieb und hatten kein Problem, wenn ich nachfragte. Ich wurde immer offener und mutiger, und  Spanisch zu sprechen bereitete mir sehr viel Spass. 

Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, wäre ich definitiv noch länger in Cuenca geblieben. Ich erlebte unglaublich viel in diesen dreieinhalb Wochen und werde diese Erfahrung nie vergessen. Ich lernte so viele tolle, offene Menschen mit eindrücklichen Lebensgeschichten kennen. Das lateinamerikanische Essen schmeckte mir sehr gut, ich erkundete die schöne Stadt Cuenca und genoss die Zeit. 

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Franzisca Gartenmann

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Nicola Hirzel